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Schriftsteller 1816 - 1877
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MORI OGAI (1862-1922) und HACKLÄNDER



Ogai Ogai Ogai

Arzt: Mori Ogai wurde am 17. Februar 1862 mit dem Vornamen "Rintaro" in Tsuwano geboren, einer kleinen japanischen Residenzstadt -- "Ogai" dagegen ist sein Künstlername als Schriftsteller. Als Sohn einer alten Arztfamilie lernte er Chinesisch, das damals als unabdingbar geltende Holländisch sowie Deutsch, bevor er ein Medizinstudium in Tokyo begann. 1884-1888 kam er als junger Militärarzt nach Deutschland zum Studium der Hygiene und des Heeressanitätswesens, das ihn ab April 1887 auch zu Robert Koch nach Berlin führte. Nach seiner Rückkehr machte er eine durch seinen Veränderungsdrang und seine oft unerwünschte Offenheit sehr wechselvolle Karriere, um 1916 als Generalstabsarzt, als ranghöchster Miltärarzt des japanischen Heeres, die Militärlaufbahn zu beenden. Am 9. Juli 1922 starb Mori Ogai in Tokyo.

Schriftsteller: Mori Ogais Bedeutung liegt jedoch weniger in seiner beruflichen Laufbahn als Arzt sondern mehr in seinem schriftstellerischen Werk. Seine damals wohl einzigartigen hervorragenden Deutschkenntnisse und seine aufmerksame Beobachtung der Verhältnisse in Deutschland machten ihn zu einem wichtigen Bindeglied zwischen japanischer Tradition und westlicher Welt, die nach Ende der jahrhundertelangen Isolation Japans in der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts aufeinanderprallten. Ogais umfangreiche Bibliothek zeugt noch heute von seinem eifrigen Interesse und der Freude an der für ihn zunächst so fremdartigen Kultur. Seine Eindrücke hielt er in seinem "Deutschlandtagebuch" fest und schrieb in Anlehnung an seine letztlich aussichtslose Liebe zu Elise in Berlin -- die in der literarischen Fiktion "Elis" genannte Deutsche -- seine bedeutendste Novelle "Maihime" (Das Ballettmädchen), wo er sich thematisch direkt auf Hackländer bezieht. "Maihime" galt bis in jüngeste Zeit als Pflichtlektüre an höheren japanischen Schulen, da Ogai eine Bedeutung ähnlich wie Goethe in Deutschland zugemessen wird.

Ogai Goethe
Goethe und Ogai -- in der  Ogai-Goethe-Wanderausstellung ...  der HU Berlin 1999-2002

Maihime (Das Balletmädchen): "Die Beziehungen zwischen mir und Elis waren bisher unschuldiger, als es in den Augen anderer erscheinen mochte. Weil ihr Vater arm war, hatte sie nichts ordentliches lernen können. Mit fünfzehn war sie dem Angebot eines Tanzmeisters gefolgt und in diesem anrüchigen Gewerbe ausgebildet worden. Nach Abschluß des Kursus kam sie ans Victoria-Theater, wo sie derzeit einen zweiten Platz unter den Ballettmädchen einnahm. Sie führte also das traurige Leben einer Tänzerin, von der der Dichter Hackänder sagt, sie sei die Sklavin der heutigen Zeit. Für einen Lohn, der kaum der Rede wert ist, sind diese Mädchen in Fesseln geschlagen und werden tagsüber bei den Proben und abends auf der Bühne hart herangenommen. Sobald sie die Garderobe des Theaters betreten haben, pudern und schminken sie sich und schlüpfen in hübsche Kostüme, draußen aber reicht es oft nicht einmal für sich selber zum Kleiden und Essen, und wenn eine von ihnen auch noch Vater, Mutter und Geschwister zu ernähren hat, wie schlimm ist sie dann erst dran! So soll es denn nicht selten sein, daß eine da am Ende ins schändlichste aller Gewerbe hinabsinkt." ... ( "Das Balletmädchen" S. 32, Edition q 1994)

Balletmädchen Suhrkamp
 Das Ballettmädchen ...   Die Tänzerin ... 

Mori Ogai und Hackländer: Das obige Zitat aus "Maihime" bezieht sich auf Hackländers bekanntesten Roman  Europäisches Sklavenleben ...  . Auch wenn Hackländer bereits 1877 verstorben war, verkauften sich seine Werke in 1880er-Jahren prächtig. Im Verlag von Carl Krabbe erschienen damals viele neu illustrierte Ausgaben, die auch noch heute den Glanz der damaligen Zeit widerspiegeln. In Ogais Bibliothek, die sich heute in Tokyo befindet, sind folgende Titel enthalten --  Europäisches Sklavenleben ...  fehlt, obwohl er es mit Sicherheit gelesen hat:

 Geschichten einer Wetterfahne ... 
Hinter blauen Brillen
Residenzgeschichten
Zwei Nächte (in: "Deutscher Novellenschatz", herausgegeben von Paul Heyse)

Übersetzungen: Ogai übersetzte zahlreiche Werke ins Japanische, darunter zwei Novellen von Hackländer.
Koyusho: Aus den in seiner Bibliothek vorhandenen  Geschichten einer Wetterfahne ...  nahm er ein Kapitel, den "Fünften Windstoß" das den langen Titel trägt: "In eine Dachkammer wird eine Schlafgängerin gesucht und ist daselbst eine Kinderbettlade zu verkaufen.". Die Übersetzung erschien in der Zeitung 'Tokyo Nichi Nichi Shinbun' vom 6.-14. März 1891 und ist im Band 2 der Ogai-Gesamtausgabe (38 Bände), Verlag Iwanami, Tokyo 1971, S. 49-62 enthalten.
Futayo: Die andere Novelle ist "Zwei Nächte", die in seiner Bibliothek in "Deutscher Novellenschatz" (herausgegeben von Paul Heyse) enthalten ist. Auch diese Novelle ist in der Ogai-Gesamtausgabe enthalten, in Band 1, S. 378-421. Erstveröffentlichung war in der Yomiuri-Zeitung vom 01.01.-26.02.1890 in 21 Teilen. Am 25.07.1891 erschien der Anfang "Hatsunoyo (erste Nacht)" noch einmal in der Zeitschrift "Shigarami" Nr. 22.

Links:

 Mori Ogai Gedenkstätte Berlin ... 

 Waseda Univerität Tokyo ... 

 Wikipedia ... 

 www.japanlink.de ... 

 Geburtsort Tsuwano ... 
http://www.fw-hacklaender.de  13.04.2006   IMPRESSUM     nach oben